Das Leben im Wasser erfordert Anpassungen. In DDA 27 habe ich die bemerkenswert hohe wasserabweisende Qualität der Delphinhaut beschrieben. Die Fotografien in ‚Dusty Wasser’ tragen Rechnung dafür. Das folgende Thema mag ein wenig mehr eurer räumlichen Vorstellungskraft erfordern.
So wie die Schwerkraft einen entscheidenden Einfluß auf das menschliche Dasein hat, und der Widerstand von Luft ist für uns ein zu ignorierender Faktor, gilt das sozusagen als umgekehrte Wahrheit für den Delphin. Der Körper des Delphins ist stromlinienförmig, um effizient durch das Wasser gleiten zu können. Er minimiert den Wasserwiderstand. Grundsätzlich bewegt sie sich mit der Schnauze voran, deren zugespitzte und doch runde Form das Wasser praktisch `öffnet`, so dass es den Körper fast wirbelungsfrei umfließt. Mehr noch ist der Schwanzstock (der Teil zwischen Körper und Schwanz) zu jeder Seite abgeflacht; er kann mit geringstem Widerstand auf und ab bewegt werden. Die führenden Kanten der Brustflossen und der Schwanzflosse sind abgerundet, auch wieder um die Passage zu erleichtern.
Für den Delphin hat die Schwerkraft eine eher geringe Bedeutung. Durch den Auftrieb ihres Körpers, geht sie dann praktisch gegen null. Der Archimedes-Effekt. Manchmal liegen wir Gesicht an Gesicht an der Oberfläche, und dann lässt sie sich absinken, ohne irgendeine erkennbare Bewegung der Flossen. Ich bin nicht sicher, wie sie das tut, aber ich nehme an, dass sie ihr Körpervolumen durch Zusammenziehen ihres Brustkorbes verkleinert. Ihr Körpergewicht bleibt dabei unbeeinflusst, aber ihr Auftrieb verringert sich gerade genug, um sie sinken zu lassen.
Genau dieser Wasserwiderstand, den sie durch ihre Stromlinienform besiegt, dient ihr als Abstoßpunkt für ihre Antriebskraft. In einer fließenden Bewegung kippt sie ihre Schwanzflosse in eine Auf- und Abwärtsbewegung. Dadurch drückt sie sich selbst gegen den Wasserwiderstand ab. Der WaterWing und die Monoflosse benutzen dasselbe Prinzip. Der Delphin bringt scheinbare Widersprüche zusammen: Sie benutzt den Widerstand für den Antrieb. Es ist natürlich praktisch unmöglich, aber angenommen mal, wir könnten mit der Schwerkraft genauso gut umgehen wie sie mit dem Wasserwiderstand, wir wären in der Lage, ohne Anstrengung Häuser zu überspringen.
Wenn sie beschleunigt offenbart sich noch eine weitere Möglichkeit sich abzustoßen und zwar längs ihres Körpers. Die Schwanzflosse bewegt sich simultan mit den Brustflossen auf und ab. Ich vergleiche das immer gerne mit dem Bewegen einer schweren Kiste. Wenn man diese schiebt, während sich der Rücken an einer Wand abstützt, kann man viel mehr Kraft aufbringen als ohne. Sie trägt die Mauer sozusagen mit sich herum. Das ist dem WaterWing auch eigen. Durch seinen Widerstand im Wasser beim Auf- und Abschwingen, kann man mehr Kraft in die Monoflosse stecken und erreicht so eine höhere Taktfrequenz.
Ist ihr Körper in Bewegung, benutzt der Delphin ihre Brustflossen und die Schwanzflosse, um zu steuern und zu bremsen. Das kann man grob mit einem Fahrzeug vergleichen, das mit Front- und Hinterrädern lenkt. So kann sie ihre Bahn mit hoher Präzision bestimmen. Manchmal krümmt sie ihren Körper zu einem Bogen, ihre Schwanzflosse dreht sich aus der Horizontale heraus und wirkt seitwärts. Sie bremst durch mehr oder weniger Senkrechtstellung ihrer Brustflossen zur Schwimmrichtung und die in Abwärtsstoß gehaltene Schwanzflosse. Auf diese Art kann sie sogar rückwärts schwimmen, sie drückt Wasser nach vorne. Schließlich kann sie auch noch den seitlich abgeflachten Schwanzstock dazu benutzen, Wasser rückwärts zu drücken, beinahe wie Fische es tun.
Neben dieser enormen Antriebskraft verfügt der Delphin über ein Arsenal verfeinerter Bewegungen. Ihre Stromlinienform ist so perfekt, dass sie fast ohne Widerstand in jedem gewünschten Winkel durch das Wasser gleitet. Vor einigen Jahren inspirierte mich das zu folgendem:
Ich lege mich in die Arme der Schwerkraft
Das Wasser trägt mich und mein Körper lächelt
Wie wunderbar es ist Delphin zu sein