Dolphin Address 16
15. April 2005
Dies ist der Name eines Kampffilmes von Stanley Kubrick. Der Held ist von oben bis unten wie ein Christbaum behangen mit Waffen. Nicht wirklich meine Art von Film, aber ich fühle mich durch den Titel aus praktischen Gründen angesprochen. Ich liebe es, mich mit den Dingen zu behängen, die ich so brauchen könnte. Diesem Zweck entsprechend habe ich meine Kleidung angeschafft. In meinen zwei Jacken, der Innenjacke, dem Kapuzenpulli und der Weste habe ich insgesamt 34 Taschen zu meiner Verfügung, von denen ich bis dato 28 aktiv nutze. Passport, Visitenkarten, Diktiergerät, kleines Schreibbuch, alles hat seinen Platz und ist an Ort und Stelle, wenn ich es brauche. Man muß ein wenig organisieren und sich erinnern, aber dann ist es schierer Luxus, alles bei der Hand zu haben.
Genauso habe ich es empfunden, das war vor drei Jahren, als ich nach 30 Jahren, die ich in einem Farmhaus mit 17 Räumen gelebt habe, anfing, in meinem Wagen zu wohnen. Plötzlich war alles in Armlänge zu erreichen. Mein Wagen wurde zur `Full Metal Jacket` und selten entferne ich mich davon weiter als ein paar hundert Meter. Es ist ein angemessenes, bis zu zwei Personen tolerierendes mini Mobilhaus. Nur eine Küche und ein Badezimmer gibt es nicht, aber diese bieten mir mein Steinnest und der Ozean.
Die Energie wird vom Motor bereitgestellt. Von der Autobatterie erhält die Marine-Batterie ihren Strom, der durch einen Inverter von 12 auf 220 V umgewandelt wird. Das versorgt meinen Computer, unterstützt durch zwei Akkus. Genauso geht das mit meinem Rasierer, dem Ladegerät für meine Kamerabatterien und dem Bohrer. Das Halogen-Licht über dem Arbeitstisch wird direkt von der Marine-Batterie gespeist. Zwischen den beiden Batterien habe ich einen Schalter montiert, der verhindert, dass ich meine Autobatterie verbrauche, und so mein Wagen nicht starten würde.
Kürzlich erhielt ich eine Vodafone connect card, die es mir ermöglicht, vom Bus aus meine emails zu bearbeiten. Das gibt mir eine noch nie da gewesene Freiheit, verglichen mit den Wartezeiten in den dazu noch unverschämt teuren Internet – Cafes. Mehr noch gibt es mir ein Gefühl von Angebundensein.
Nach der holländischen Gesetzgebung macht ein fest eingeschraubtes Bett einen Bus zu einem Camper, der dann irrsinnig hoch versteuert wird. Auf Grund dessen wird mein Bett durch die Schwerkraft und einige lose Nägel zusammengehalten. Auf der Seite wird es durch einen modifizierten Radkasten getragen und in der Mitte durch vertikale Multiplex Teile, die durch Eisenwinkel stabilisiert werden. Die Luxus-Latexmatratze liegt auf drei Multiplex-Platten, von denen zwei doppelt sind. Wenn ich die Stützen ein wenig schräg drehe, kann die dritte Platte auf diesen und dem zweiten Radkasten lagern und als Liegeplatz für Verena dienen. Das Matratzenteil hierfür dient mir jetzt als vertikale Rückenlehne.
In Einpersonenmodus habe ich eine abnehmbare Tischplatte, die eingekeilt werden kann zwischen einer der Seitenplatten und den maßgenau angebrachten Winkeleisen, gleich neben der Schiebetür. Zusätzlich habe ich ein Profileisen oberhalb des Handschuhfaches montiert, das eine Arbeitsplatte halten kann.
Auf der Rückseite des Fahrersitzes hängt eine 12 kammerige Schürze für kleine handliche Dinge und über meinem Bett befindet sich ein Textilregal mit 10 Fächern. Diese nutze ich für meine Wörterbücher, Lautsprecher und die Kollektion an Abfalltüten. Als Safe dient mir eine verschließbare Metall-Munitionskiste, die explodiert, wenn unautorisierten Personen sich Zugang verschaffen, und die unbeweglich mit dem Wagen verschraubt ist. Hier bewahre ich mein Laptop, die Kamera, das dazugehörige Unterwassergehäuse, das Fernglas und andere Dinge auf, die mir teuer sind. Unter meinem Bett ist Stauraum für die Schwimmutensilien, Werkzeuge und Kleidung, mit dem Doppelbett erweitert sich entsprechend der Stauraum. Meine Wasserflügel passen exakt hinter die beiden Sitze im Fahrgastraum. Die Monofins fügen sich wunderbar hinter die durch Holzplanken verkleideten Seitenwände.
Über meiner Arbeitsplatte findet sich viel Raum, alle möglichen flachen Dinge hinter das Lattenwerk zu klemmen. Mein Essen bewahre ich in einem 20 Liter Faß neben meiner Tischplatte auf. Außerdem gehört mir ein winziger Kühlschrank, der auf 30 Grand minus herunterkühlt, eine große Einkaufstasche, die ich an die Beifahrertür geschraubt habe, ein Halogen-Headset und zu guter Letzt, ein Dachkoffer. Vielleicht habe ich einige Dinge vergessen, aber wenn ich sie brauche, dann weiß ich, wo ich sie finde.
Jan Ploeg, Fanore Wiese, 15. April 2005
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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